Verkehr

Haltestelle Hauptbahnhof, Berlin

© Gruber + Popp

Invalidenstraße, Europaplatz, 10115 Berlin-Mitte

BVG Berliner Verkehrsbetriebe, Berlin

Gruber + Popp Architekt:innen BDA, Berlin

schlaich bergermann partner (Tragwerksplanung)

Alberto Jimenez Salas und Michael Kandel (Projektleitung)

1500 qm

Hanns Joosten, BEGA

2015/2023

© Gruber + Popp
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© Gruber + Popp
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Die Straßenbahnhaltestelle am Hauptbahnhof ist gleichermaßen Orientierungspunkt für die Reisenden wie auch eine wichtige infrastrukturelle Komponente, die den Ost- und Westteil der einst geteilten Stadt verbindet. Inmitten der Invalidenstraße bildet die 2015 eingeweihte Haltestelle eine Insel in der Hektik um den Hauptbahnhof. Die beiden weitschwingenden Dächer mit den langgezogenen Betonbrüstungen zur Straße bieten sowohl Schutz vor Witterung als auch vor dem Verkehrschaos. Diesen kurzen Moment der Ruhe im Rhythmus von Ankommen und Abfahren genießen täglich 15.000 Fahrgäste. Die Dächer der Haltestelle wurden als konstruktive Schalentragwerke mit doppelter Krümmung entworfen. Mit Hochpunkten an den äußeren Querrändern und zu den Gleisen hin und Tiefpunkten an den Auflagern am S-Bahnabgang wird die doppelte Krümmung erreicht. Durch den Einsatz hochfesten Leichtbetons (LC 45/50) konnte deutlich Gewicht eingespart werden. Zur weiteren Minimierung des Eigengewichts wurde für den äußeren, nur 7-Zentimeter-dünnen Schalenbereich eine nicht rostende Bewehrung gewählt. Die stadtbildprägende luftige Konstruktion der geschwungenen Dächer wurde mit den Tragwerksplanern schlaich bergermann und partner entwickelt.

Neubau der Straßenbahnhaltestelle, Wettbewerb 1. Preis
© Gruber + Popp
© Gruber + Popp
Die beiden neuen Dächer der Straßenbahnhaltestelle begrüßen die Besucher vor dem Hauptbahnhof

ULRICH FINSTERWALDER INGENIEURBAUPREIS – BEGRÜNDUNG DER JURY
Aus der Aufgabenstellung heraus, ein gestalterisches Konzept für die Haltestelle einer neuen Straßenbahnlinie am Hauptbahnhof in Berlin zu entwickeln, entstand ein moderner Haltepunkt, dessen Überdachung zwei symmetrisch geschwungene Betonschalen mit einer Länge von jeweils 58m und einer Breite von 6m bilden. Die doppelt gekrümmte Form ermöglicht ein Schalentragverhalten, bei dem Biegemomente minimiert werden. In den äußeren Bereichen ist nahezu keine Krümmung vorhanden, das Dach ist hier eine punktgestützte Platte. Die weit auskragenden Dächer werden am straßenseitigen Rand von Stahlstützen unterstützt.
Der durch das Ingenieurbüro schlaich, bergermann und partner realisierte Entwurf besticht sowohl in gestalterischer Hinsicht als auch ingenieurtechnisch durch sein elegantes Dachtragwerk, bei welchem durch den innovativen Einsatz eines hochfesten Leichtbetons in Kombination mit nichtrostender Bewehrung eine sehr dünne Schalendicke von nur 7 cm in den Randbereichen realisiert werden konnte.
Das weitgespannte Tragwerk erfüllt die Anforderungen des Ulrich Finsterwalder Ingenieurbaupreises an Konstruktion, Innovation, Interdisziplinarität, Ästhetik und Nachhaltigkeit nach Meinung der Jury in hervorragender Weise und erhält hierfür eine Auszeichnung.

Ulrich Finsterwalder Ingenieurbaupreis 2017